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Wie der Relationale Ansatz​ unsere Welt umdreht

 

Der Relationale Ansatz richtet seine Aufmerksamkeit auf die Beziehungen zwischen Menschen und zu sich selbst und die Beziehungen in und zwischen Systemen von Menschen (Familien, Organisationen  jeglicher Art, Siedlungen jeder Art) – nicht aber auf Maschinensysteme. Im Relationalen Ansatz wird davon ausgegangen, dass der Unterschied zwischen Menschen und Maschinen gravierend ist und vor allem darin besteht, dass Menschen denken (und zwar immer anders, und immer anders als man selbst) und 2 Beine haben (und damit vor jemand davonlaufen können, sogar vor sich selbst). Dann gibt es „die Wirklichkeit“ und „die Objektivität“ nicht mehr: „Die Wirklichkeit entsteht in der Beziehung, die wir zwischen uns und unserer jeweiligen Umwelt aufbauen“ (Sonja Radatz´ Folgesatz Nr. 1).

Zentrale Errungenschaft des Relationalen Denkansatzes ist der Abschied vom ewigen „Gestaltet werden“ („Es ist so“) und die bewusste Entscheidung für die proaktive Gestaltung des eigenen Lebens und des vom Jeweiligen verantwortete Umfeld („So sehe ich das, so versuche ich das“).

Mit diesem Grundgedanken hat der Relationale Ansatz spektakuläre Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens, in denen die Beziehung zwischen Menschen eine Rolle spielt: Gesellschaft, Wirtschaft, Pädagogik, Medizin, Recht, Psychologie, Soziologie und die Wissenschaft im Allgemeinen – all diese Bereiche werden dann neu gedacht und von Grund auf neu gestaltet.

Damit setzt der Relationale Ansatz konsequent den radikalen Konstruktivismus um, gestaltet ihn aus und entwickelt ihn weiter, wie er u.a. von Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto Maturana und Steve de Shazer auf Basis der Gedanken von Sokrates begründet wurde.

Welche Folgen und Möglichkeiten entstehen dann für unser Handeln im Alltag?

  1. Wir fokussieren stets und ausschließlich auf die Gestaltung der Zukunft, die ab sofort beginnt
  2. Wenn etwas nicht mehr passt, geht es um die Neubetrachtung und Neugestaltung des „Dazwischen“: Der Strukturen und Prozesse auf Basis gewünschter Selbstbeschreibungen.
  3. Neugestaltung ist nie eine „Reparatur“, sondern das Beschreiten eines neuen Weges (er muss praktisch „erfunden“ werden und wird ab sofort eingeschlagen).
  4. Dabei gibt es keine allgemein gültigen Erkenntnisse, denn wir wissen im besten Fall immer nur für uns selbst und „für den Augenblick“, was passt. Und: Wir können es immer wieder neu herausfinden.
  5. Jeder Mensch, jede Organisation ist alleiniger Experte für den eigenen Erfolg. Und er weiß verlässlich immer, was bei ihm „geht“ und „nicht geht“ und was bei ihm erfolgreich ist! Er kann sich ohnehin nicht auf „allgemeingültige Erkenntnisse“ berufen. Da hilft kein Ratschlag!

Herzlich willkommen in der Relationalen Welt!

Sie werden überrascht sein, welche Möglichkeiten Sie haben und wie viele Sie neu gestalten.

 
 

Der Relationale Ansatz setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: Relation (lat. relatio „das Zurücktragen“) ist ein anderes Wort für Beziehung. Ansatz wird hier in seiner Bedeutung als „Versuch“, als Erklärungsprinzip verstanden.

Der Relationale Ansatz erklärt also die Welt mit Hilfe unserer Relationen, unseren Beziehungen zu unseren Umwelten. Er leitet daraus Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für Menschen (lebende Systeme) und soziale Systeme (Familien, Städte, Staaten, Vereine, Unternehmen etc.) ab.

Geschichte und Entstehen

Der Relationale Ansatz wurde 2001 von Sonja Radatz begründet (Radatz, 2001; Radatz, 2011). Er folgt der Sokratischen Philosophie und basiert auf dem Radikalen Konstruktivismus, der Autopoiesis von Humberto Maturana und Francisco Varela, und der Kybernetik 2. Ordnung.

Die Basis besteht in der sokratischen Überlegung, dass wir nie endgültig wissen und uns daher von der Suche nach Ursachen ab- und dem auf Sprache und Denken beruhenden Verstehen zuwenden können (Figal 2006: 97f.).

Darauf aufbauend erarbeitete Sonja Radatz den Relationalen Ansatz in Austausch mit Ernst von Glasersfeld (Begründer des Radikalen Konstruktivismus), der davon ausgeht, dass die Welt im Auge des Betrachters entsteht (von Glasersfeld, 1987), Humberto Maturana (Mitbegründer der Autopoiesis), der Maturanas Theorem No. 1 schuf („Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt“) und Heinz von Foerster (Begründer der Kybernetik 2. Ordnung, der Maturanas Theorem durch sein eigenes von Foerstersches Theorem No. 2 ergänzte: „Alles was gesagt wird, wird von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt.“ (von Foerster, 1993).

Der Relationale Ansatz verbindet diese grundlegenden Ansätze und denkt sie logisch weiter mit dem Kernsatz „Die Welt entsteht in Beziehung“. (Radatz, 20010). Sonja Radatz bringt diesen Kernsatz mit folgender Aussage auf den Punkt: „Gestalten Sie. Sonst werden Sie gestaltet.“ (Radatz, 2013).

 

Lehrmeinungen

Gestaltung durch Versuch und Irrtum

Der Relationale Ansatz geht davon aus, dass die Menschen und die sozialen Systeme, mit denen wir in Wechselwirkung stehen, keine sachliche Wirklichkeit darstellen, sondern stets ein Ergebnis unseres Blickwinkels und unserer Beziehung zu ihnen (Radatz, 2013). Daher wird die objektive Wirklichkeit durch die subjektive Wirklichkeit und die objektive Wahrheit durch die subjektive Wahrheit ersetzt. Diese subjektive Wahrheit gilt so lange, solange sie passt: Passt eine andere Wahrheit besser, so wird sie durch diese ersetzt. Der Begriff der Passung (von Glasersfeld, 1987) ersetzt die Begriffe Wahrheit, Wirklichkeit und allgemeingültige Regeln. Ob etwas passt oder nicht, entscheiden der Handelnde und das Gegenüber, auf den die Handlung gerichtet ist. Verfehlt eine Handlung ihre Wirkung, so wird sie durch ein anderes Handeln ersetzt, die ein vermeintlich besseres Ergebnis erzielt.

Die Anwendung „richtiger“ Prinzipien wird im Relationalen Ansatz daher durch Versuch und Irrtum ersetzt: Wir setzen eine Handlung, beobachten deren Wirkung auf das entsprechende Gegenüber und entscheiden aufgrund des von uns wahrgenommenen Ergebnisses, ob wir mehr desselben oder etwas anderes tun. Die Wirksamkeit unserer Handlungen wird dadurch relativ: Je nachdem, wer, in Beziehung zu wem, in welcher Sache, in welcher Situation, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Kontext eine bestimmte Handlung setzt, wird damit erfolgreich oder eben nicht erfolgreich sein („Jede Aussage wird von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt“, Heinz von Foerster, 1993): Wenn die Nachbarin etwas Erfolgreiches gegen ihr Kopfweh tut, heißt das nicht, dass dieses Mittel immer wirkt. Wenn ein Staat mit einem bestimmten Sparprogramm erfolgreich ist, heißt das nicht, dass ein anderer Staat damit ebenfalls erfolgreich sein kann. Das sokratische „Ich weiß, dass ich nicht (endgültig) weiß“ (Figal, 2006) gilt dann also in allen Belangen, unser gesamtes Leben lang: Zu jedem Zeitpunkt können wir herausfinden, dass sich die Welt (auch) anders erklären lässt und sich ein Ergebnis (auch) anders erreichen lässt.

Dieses fehlende endgültige Wissen ermöglicht dem Einzelnen wie dem sozialen System, seine Welt im Versuch-Irrtum-Vorgehen entsprechend seiner subjektiven Überlegungen zu gestalten.

Begrenzung durch das Konstrukt des Rahmens

Die Freiheit des Einzelnen, seine Welt zu gestalten, wird begrenzt durch seinen eigenen Rahmen und den Rahmen des Systems, mit dem er in Interaktion steht. Diesen Begriff des Rahmens führte Sonja Radatz bereits 2009 ein (Radatz, 2009). Er bezeichnet die Summe an subjektiv für den bestimmten Zeitpunkt geltenden qualitativen und quantitativen Kriterien, die für das Überleben des Systems als notwendig gesehen werden. Jeder Mensch hat laut Relationalem Ansatz einen bestimmten Denkrahmen, der sich aus seiner genetischen Bedingungen und seinen bisherigen Erfahrungen zusammensetzt (Radatz, 2013). Daher macht es keinen Sinn, Menschen Ratschläge zu erteilen, da sie nicht nur bestimmte Dinge nicht sehen, sondern nicht einmal sehen, dass sie nicht sehen (von Foerster in von Foerster und Bröcker, 2003). Der Relationale Ansatz geht davon aus, dass Menschen innerhalb ihres Denkrahmens denken, diesen aber aufgrund ihrer Erfahrungen jederzeit verändern können (Radatz, 2013).

Ähnlich haben auch soziale Systeme einen Rahmen aus subjektiv zum bestehenden Zeitpunkt gültigen qualitativen und quantitativen Kriterien, die ihren Denk- und Handlungsspielraum begrenzen (Radatz, 2010). Diese Kriterien sind systembegründend; werden sie aufgegeben, so verändert sich das System grundlegend bzw. geht ein neues System daraus hervor oder das System geht zugrunde. Folgen wir dieser Lehrmeinung, so könnte sich daraus z.B. ergeben, dass nicht die Intelligenz der Eltern und auch nicht die Zugehörigkeit einer sozialen Schicht, auch nicht das Einkommen der Eltern dafür sorgt, dass das Kind einer Familie eine höhere Ausbildung macht, sondern vielmehr der Familienrahmen als die Summe des „Denkbaren“ und „Machbaren“, der eine höhere Ausbildung für möglich hält oder sie eben als „außerhalb des Rahmens“ betrachtet. In letzterem Fall wird es für die Familie undenkbar, dass dieses Kind eine höhere Ausbildung macht.

Ähnlich beschreibt sich ein Unternehmen über seinen Rahmen – darüber was es (spezifischer Unternehmensgegenstand) in welcher Qualität (Kultur, Produktionsprinzip, Wettbewerbsvorteil) und in welcher Quantität (Zahlenergebnisse in subjektiv festgelegten Kennzahlen) erwirtschaften muss, damit die für das Überleben des Systems Verantwortlichen darauf vertrauen, dass das Überleben des Unternehmens gesichert ist. Aber auch andere soziale Systeme  haben einen Rahmen: So definiert ein Tennisverein bestimmte Regeln und einen bestimmten Mitgliedsbeitrag, um sein Überleben aus Sicht der Verantwortlichen zu überleben; nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in seiner spezifischen Kultur und Tradition.

Sicherung des Überlebens des Systems

Das lebende wie das soziale System ist aus der Sicht des Relationalen Ansatzes stets auf die Sicherung des eigenen Überlebens ausgerichtet (Maturana, 1997).

Ein lebendes wie ein soziales System können nur so lange in einem bestimmten größeren System (deren es Teil ist) überleben, so lange der bestehende Rahmen erfüllt und der Rahmen auch nachgefragt wird.

Passende Strukturen und Prozesse

Die Erfüllung des Rahmens benötigt aus der Perspektive des Relationalen Ansatzes die Gestaltung der passenden Struktur bzw. gegebenenfalls Veränderung dieser Struktur (Radatz, 2009).

Dabei definiert der Rahmen die Struktur  (bzw. beim lebenden System die Handlungsmuster) und nicht umgekehrt. Die Struktur definiert die Beziehungen der einzelnen Teile zueinander.

Die Prozesse (Abläufe zur Rahmenerfüllung) definiert jeder Verantwortliche selbst im sozialen System als Einkaufs- bzw. Verkaufsschnittstelle: Er ist verantwortlich, an einer Schnittstelle ein bestimmtes Ergebnis einzukaufen und dessen Qualität und Quantität sorgfältig vor Übernahme zu prüfen. Und er ist an einer anderen Schnittstelle dafür verantwortlich, ein bestimmtes Ergebnis zu „verkaufen“, dessen Qualität und Quantität vom anderen sorgfältig geprüft wird.

Um ein bestimmtes Ergebnis regelmäßig herzustellen, bedarf es also entsprechender Strukturen und Prozesse (bzw. beim lebenden System Handlungsmuster), die in Frage gestellt und verändert werden, wenn der Rahmen nicht mehr erfüllt wird. Die Struktur (im sozialen System) bzw. die Handlungsmuster (im lebenden System) werden dann anders gestaltet – so lange, bis der Rahmen (wieder) erfüllt wird. Bei dieser Veränderung geht es stets um ein „anders“ und nicht um ein „mehr desselben“ (schneller, höher, weiter) (Radatz, 2013).

Veränderung des Rahmens: Entstehung eines neuen Systems

Kann der Rahmen nicht mehr erfüllt werden, weil dem lebenden oder sozialen System im Versuch- und Irrtumsprozess die Ideen ausgehen oder wird der eigene bestehende Rahmen nicht mehr nachgefragt, kann dieser sowohl vom lebenden als auch vom sozialen System verändert werden: Das Unternehmen bietet dann z.B. nicht mehr Busreisen, sondern Flugreisen oder etwas ganz anderes an; oder liefert viel kleinere Mengen als bisher und siedelt sich damit in einer Nische an.

Der Mensch als lebendes System bietet seinen Rahmen einem anderen Beziehungspartner an (sucht sich z.B. einen neuen Freundeskreis, wählt einen neuen Arbeitgeber) oder gestaltet ein eigenes soziales System in diesem Bereich (gründet z.B. einen eigenen Kegelverein, gründet ein eigenes Unternehmen, bildet eine neue Familie).

Entscheidung und Leben des Neuen

Die Entscheidung für einen neuen Rahmen bewirkt, dass der neue Rahmen anstelle des alten tritt. Damit wird das Alte gegen das Neue getauscht; das Alte gibt es nicht mehr. Dies lässt sich vergleichen mit dem Umzug in ein neues Haus: Das alte Haus wird verlassen, das neue wird bezogen (Radatz, 2013). Dafür gibt es unzählige Beispiele im Alltag: Jemand war gestern noch mit der Visitenkarte des bisherigen Unternehmens tätig, und arbeitet ab heute mit der Visitenkarte des neuen Unternehmens; das Unternehmen hat bis gestern noch das bisherige Sortiment angeboten, und bietet ab heute das neue an: Das alte wurde „aus dem Programm genommen“ und ist nicht mehr bestellbar.

Über die erfolgreiche Vorgangsweise beim Erfüllen des neuen Rahmens kann zum Zeitpunkt der Entscheidung für den neuen Rahmen noch kein abschließendes Ergebnis gebildet werden. Dies bedeutet, dass auf die Erfüllung eines neuen Rahmens nicht „hingearbeitet“ werden kann, sondern die Strukturen und Prozesse bzw. Handlungsmuster so definiert werden, dass diesen von den Verantwortlichen eine hohe Wahrscheinlichkeit des Erfüllungsgrades zugetraut wird. Im Versuch-Irrtum-Vorgehen werden diese solange variiert, bis das Erfüllen des neuen Rahmens nachhaltig und wiederholbar gelingt. Die Strukturen und Prozesse bzw. Handlungsmuster werden dann so lange beibehalten, solange sie zum gewünschten Ergebnis führen.

Multiple Identitäten

Jedes lebende und soziale System ist zur gleichen Zeit Mitglied mehrerer sozialer Systeme (Radatz, 2013). In jedem sozialen System trifft es dabei auf einen anderen Rahmen, sodass das Mitglied gleichzeitig über sehr unterschiedliche Identitäten verfügt. Auf diese Weise wird im Relationalen Ansatz die Idee des „Ich“, der „Persönlichkeit“ aufgegeben und an dessen Stelle tritt die Idee der multiplen Identitäten, die jeweils ein unterschiedliches Set an Strukturen und Prozessen (soziales System) bzw. Handlungsmuster (lebendes System) zur Rahmenerfüllung notwendig machen. Als soziales System ist z.B. das Unternehmen gleichzeitig Teil des Kundensystems, Teil des Marktes und Teil von Einkaufsgenossenschaften (und gestaltet bzw. lebt in jedem dieser sozialen Systeme unterschiedliche Strukturen und Prozesse); ein lebendes System ist z.B. gleichzeitig Mutter, Tochter, Arbeitnehmer, Ehepartnerin, Freundin und Mitglied eines ehrenamtlichen Vereins (und verfügt für jedes dieser Systeme über unterschiedliche Handlungsmuster).

 

Spezielle Anwendungsbereiche

Relationale Beratung, Coaching und Therapie

Wenn der Relationalen Ansatz davon ausgeht, dass jeder Mensch und jedes soziale System einen ganz eigenen Rahmen hat, dann können Berater, Coaches und Therapeuten keine hilfreichen Ratschläge geben (Radatz, 2001). Da wir gleichzeitig selbst in unserem eigenen Denkrahmen gefangen sind, können wir aber auch keine neutrale Aussage über das uns gegenüber stehende lebende oder soziale System machen.

Um hilfreich das Gegenüber unterstützen zu können, konzentrieren sich Relationale Berater (Organisationsberater, Coaches, Therapeuten) darauf, mit spezifischen Relationalen Fragestellungen in drei Feldern tätig zu werden, indem sie

  • den bestehenden Rahmen des lebenden bzw. sozialen Systems in Frage zu stellen („Inwieweit passt dieser noch zu den Systemen, mit denen Sie in Beziehung stehen?“),
  • die bestehende Struktur und Prozesse des sozialen Systems bzw. die Handlungsmuster des lebenden Systems in Frage zu stellen und gemeinsam mit dem Gegenüber potenziell erfolgreiche andere Strukturen und Prozesse bzw. Handlungsmuster zu definieren, wenn das soziale bzw. lebende System es mit den aktuellen Strukturen und Prozessen bzw. Handlungsmustern nicht (mehr) schafft, den betreffenden Rahmen zu erfüllen,
  • und mit dem sozialen bzw. lebenden System in der Begleitung zu sichern, dass die vom System als nachhaltig erfolgreich erkannten Strukturen und Prozesse bzw. Handlungsmuster so lange beibehalten werden, solange sie funktionieren, bzw. vor dem Hintergrund der Rahmenerfüllung laufend in Frage gestellt werden, um zu verhindern, dass das Gegenüber in Anbetracht des oft unveränderten Kontextes (Märkte, Kunden, Familienmitglieder, Freundessystem) mit ihren unveränderten Beziehungsangeboten eine nachhaltig andere Beziehungsgestaltung bzw. Beziehungsangebote durchsetzt.

Diese spezifischen Relationalen Fragestellungen (Radatz, 2013) sind durchwegs offene Fragestellungen, die sich auf die spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten des Gegenübers in der Zukunft richten.

Relationale Organisationstheorie

Im Nonprofit- bzw. Profitunternehmen wird der Rahmen vom Verantwortlichen entsprechend seiner Sichtweise darüber gesetzt, welche Ergebnisse die Organisation laufend braucht, um nachhaltig überleben zu können (Radatz, 2013).

Um den Rahmen als Nonprofit- bzw. Profitunternehmen möglichst einfach und nachhaltig gesichert zu erfüllen, wird im Relationalen Ansatz die Idee der funktionalen Aufbauorganisation oder gar Matrixorganisation zugunsten des Modells des Strategischen Treibers (Radatz, 2012) aufgegeben.

Unter dem Strategischen Treiber wird im Relationalen Ansatz jener Organisationsbereich verstanden, der in Zukunft direkt für die Rahmenerfüllung verantwortlich ist. Vor- und nachgelagert zum Strategischen Treiber ordnen sich die Supportbereiche, die der Strategische Treiber braucht, um den Rahmen erfüllen zu können. (siehe Abbildung 1).

Abb. 1: Die Relationale Aufbauorganisation

Der Strategische Treiber gibt jedem Supportbereich einen klaren Rahmen vor. Dessen Erfüllung wird über die Schnittstellen laufend im „Einkaufs- und Verkaufsprozess“ gesichert. Die Gesamterfüllung wird über die Führung laufend (monatlich) geprüft. Auf diese Weise wird in der Relationalen Organisationstheorie die Hierarchie durch die Heterarchie (von Foerster in von Foerster und Pörksen, 1998) ersetzt: Heteros (griech: der Andere) archein (griech.: herrscht), anstatt Hieros (griech.: der Obere, der Heilige).

Diese Heterarchie bewirkt, dass die Prozesse an jeder Verantwortungsstelle über die „Einkaufs- und Verkaufsschnittstelle“ selbst definiert werden.

Relationale Führung

Relationale Führung versteht sich als Beziehungsgestaltung auf gleicher Augenhöhe, in der nicht Aufgaben oder Projekte vergeben und auf Vorlage über deren Realisierung entschieden wird, sondern Rahmen vergeben werden, deren laufende Erfüllung der Mitarbeiter verantwortet. Zur Erfüllung des Rahmens bedient sich der Mitarbeiter selbst gestalteter Prozesse und Konzepte.

Führung ist im Relationalen Ansatz ein Mittel zum Zweck, um

  • die Rahmenerfüllung im eigenen Bereich zu sichern
  • und über die Beratung und Begleitung der Mitarbeiter zu sichern, dass diese laufend ihren bestehenden Rahmen als Mitarbeiter erfüllen, der sich aufgrund des veränderten Denkrahmens des Mitarbeiters bzw. des Unternehmens verändern kann (Radatz, 2013).

 

Literatur

Sonja Radatz: Grundzüge einer Relationalen Betriebswirtschaftslehre. In: LO Lernende Organisation. No. 59 – Jänner/ Februar 2011.

Sonja Radatz: Relationales Denken in der Praxis. Spezial-Ausgabe der LO Lernende Organisation. www.lo.irbw.net

Humberto Maturana Romésin (1997): Was ist erkennen? 2. Aufl. München: 1997.

Sonja Radatz: Beratung ohne Ratschlag. Verlag Systemisches Management, Wien: 2001.

Sonja Radatz: Veränderung verändern. Das Relationale Veränderungsmanagement. Verlag Systemisches Management, Wien 2009.

Sonja Radatz: Wie Organisationen das Lernen lernen. Verlag Hohenweiler, Hohenweiler 2010.

Sonja Radatz: Der Strategische Treiber, in: LO Lernende Organisation, Nr. 76 – November/ Dezember 2013.

Sonja Radatz: Das Ende allen Projektmanagements. Verlag Relationales Management, Wien 2013.

Sonja Radatz: Relationales Mitarbeitercoaching und Mitarbeiterbegleitung. Verlag Relationales Management, Wien 2013.

Heinz von Foerster: KybernEthik. Merve Verlag, Berlin 1993

Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Carl Auer Verlag, Heidelberg 1998.

Heinz von Foerster und Monika Bröcker: Teil der Welt. Carl Auer Verlag, Heidelberg 2003.