Bildung: Stimmen Intensität und Richtung?

Wenn Bildung nicht mehr zu den Anforderungen zu passen scheint, bricht Panik aus – gefolgt von der Hektik, in den einzelnen Bereichen noch dies oder jenes hinzuzufügen, um „die Balance wieder herzustellen“: Da wird dann hier und dort noch eine Turnstunde hinzugefügt, um einer weltweiten Übergewichtigkeit entgegenzuwirken, da werden auf der anderen Seite noch ein paar ECTS-Punkte mehr verlangt, um mit der Wertigkeit des Studiums „auf der sicheren Seite zu sein“, da wird eine nichtuniversitäre Bildung zu einem Studium gemacht, indem es mit (sinnvollen?) Fächern um 2 Jahre verlängert wird…

Gibt es mehr als „mehr“?

Es scheint, als gäbe es für die Passungs- und Qualitätsverbesserung der Bildung ausschließlich den „Mehr“-Gedanken: Bildung wird schwieriger, dauert länger und gewinnt mehr an Umfang – ergo müsste sie nun besser zu den Anforderungen von morgen und übermorgen passen.
Was aber, wenn es nicht um ein „Mehr“ geht? Was, wenn ein „Mehr“ genau das Gegenteil von „gut“ bewirkt, weil wir es mit einer von mir gerne so genannten „Karussell-Dynamik“ zu tun haben („Ein „Mehr“ am Karussell führt häufig eben nicht zu einem Mehr an Erlebnisqualität, Freude und Wirkung – sondern lediglich zu mehr und mehr Erbrechen“)?
Ich denke, wir haben in den vergangenen Jahrzehnten genug eindrücklich erlebt, dass Bildung kein „Mehr“ verträgt – und dass das „Mehr“ auch nicht zu einer verbesserten Qualität und schon gar nicht zur „Passung“ führt: Unsere Kinder gehen durchwegs nicht (mehr) gerne in die Schule – lediglich die Vorfreude darauf ist unverändert groß. Mehr als die Hälfte der Absolventen fühlt sich mitnichten vorbereitet auf das Berufsleben – und umgekehrt ist fast 60% der Unternehmen unzufrieden mit der Qualität der Absolventen. Plus: Wir erleben Krankheiten, die zum Begleiter des „Mehr“ werden: ADHS, Depressionen, Burnout und viele mehr.

Worum geht es in der Relationalen Bildung?

Ja, was, wenn es nicht um ein „Mehr“ geht – worum geht es denn dann?
Aus Relationaler Sicht geht es dann immer um ein „Anders“ – hier um ein Neudenken der Bildung. Wenn aber schon Bildung neu denken, dann dürfen wir das meines Erachtens schon ganz grundsätzlich – und wir können alle Aspekte in Frage stellen: Brauchen wir dann überhaupt noch das Zerhacken der Bildung in Gegenstände – und wenn überhaupt, in welche? Brauchen wir Bewertungen und Benotungen? Brauchen wir unsere Bildungsstruktur, unser Bildungssystem, Lehrpläne? Brauchen wir überhaupt Vorgaben in Form von Zeiten, Punkten, Prozenten und so weiter? Brauchen wir Lehrer? Brauchen wir Schüler und Studenten in der bisherigen Form?

Ganz ohne Revolution…

Wer glaubt, dass hier eine Revolution geplant wird, die nie und nimmer zum Erfolg führen wird (weil Politik und so), sei an dieser Stelle daran erinnert, dass sich Revolutionen durchaus auch Relational gestalten lassen: Dann wird das Neue parallel zum Alten angeboten – und wenn es erfolgreich wird, dann stirbt das Alte ganz von selbst weg, weil es weniger und weniger Nachfrage erfährt.
Mal sehen!

Weiterlesen:
LO 109: Bildung morgen übermorgen BESTELLEN
Radatz, S. (2014): Die Weiterbildung der Weiterbildung VERSANDKOSTENFREI BESTELLEN

 

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