Ein Plädoyer für kluge Fragen
- vom
- von Sonja Radatz
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Das größte Thema des vergangenen Jahrhunderts war zweifelsohne das Lernen aus der Vergangenheit samt Copy-paste-Professionalität. So ist der heilige Gral des Denkens in jeweils einer fundamentalen Gestaltung samt kontinuierlicher Verbesserung entstanden und mit ihm eine Flut an Kopien, die sich jeweils zuerst regional und dann global ausbreiteten. Es ging um „die richtigen“ Antworten und Erfahrungen, die denn auch vermittelt wurden – in Familien, Bildungsstätten, Unternehmen, Staaten. Aber auch in Gesprächen spielten Antworten in Form von Ratschlägen eine tragende Rolle.
Und dann kam mit den Folgen des World Wide Web, der Globalisierung und den Anfangsstunden der KI plötzlich die Gewissheit, dass es aus und vorbei war mit der Idee des „Richtig“ vs. „Falsch“, dem Copy-Paste-Gedanken und einer kontinuierlichen Verbesserung (zugegeben: Viele haben es bis heute noch nicht ganz begriffen).
Warum? Nun, es wurde mannigfach – und jeden Tag mehr – klar: Der Weg stimmt nicht mehr, und „richtige Antworten“ für einen neuen Weg haben wir nicht. Und noch anspruchsvoller: Wir werden solche „richtigen Antworten“ wohl nie mehr finden können, weil unsere Welt jeden Tag an Komplexität gewinnt und sich gleichzeitig in rasender Geschwindigkeit verändert in Richtung einer weitverzweigten Pluralität, die uns jetzt vielleicht noch in Atem hält, uns aber am Ende zwingt, Meister kluger Fragen zu werden, die wir immer wieder neu und wohl subjektiv beantworten müssen – sowohl auf persönlich-individueller wie auch auf sozialer und organisatorischer Ebene.
Damit gewinnen Fragen an Bedeutung: Fragen, die fähig sind, immer neue einzigartige Antworten hervorzubringen und gleichzeitig das Interesse der Betreffenden wecken, sich mit ihnen zu beschäftigen und damit eine Beziehung zu einer möglichst nachhaltig gedeihlichen Zukunft zu gestalten.
Kluge Relationale Fragen eröffnen uns die Potenziale der Gestaltung unserer Zukunft und laden uns ein – ja, zwingen uns geradezu – subjektiv vertretbare Antworten zu finden, die sich immer wieder verändern dürfen. Und meine Erfahrung ist: Je früher wir uns die Kunst des klugen, Relationalen Fragens erschließen, desto früher ernten wir die Früchte der Gestaltbarkeit.


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