Die Relationale Gestaltungsfreiheit in Coaching und Beratung

Die Relationale Gestaltungsfreiheit in Coaching und Beratung

Mitunter werden wir in Coaching und Beratung mit den „Sachzwängen“ unserer Kunden konfrontiert. Mit einem kleinen Trick können wir uns jedoch vor dem Aufsteigen auf diesen Zug retten und dem Gespräch eine relationale Wende geben. Sonja Radatz beschreibt eine zentrale Facette Relationalen Coachings.

Leider hat sich Sokrates als Lebensphilosophie in unserem Alltag nie durchgesetzt – aus welchem Grund auch immer. Vielleicht war und ist es für die Menschen auch bequemer, „der Realität“ zu folgen, als sich und die erlebte Welt immer wieder in Frage zu stellen. Und wer weiß – vielleicht ist es ja auch heute noch für viele Menschen unbequem, zu wissen, dass sie auch anders könnten; ganz einfach, weil sie es als anstrengend erleben, „out of the box“ zu denken.

Was uns Sokrates im Coaching bringt
Sokrates ging davon aus, dass wir nicht wissen – dass wir nie ein endgültiges Wissen über eine Sache, eine Vorgehensweise erlangen; und daher können wir, ja müssen wir immer wieder unser Denken in Frage stellen, wenn uns das bisherige Vorgehen nicht als praktikabel erscheint. Dieses „Gestalten können“ bzw. sogar „Gestalten müssen“ schafft eine ganz andere Weltsicht – für uns durchaus neu, die uns immer „nach der Decke gestreckt haben“.
Das sokratische Denken eröffnete mir die Entwicklung des Relationalen Ansatzes, der mir wiederum die Gestaltung grundsätzlich neuer, hoch wirksamer und erfolgreicher Herangehensweisen in praktisch allen Bereichen des Lebens ermöglichte; und so natürlich auch im Coaching.

Der Einfachheit halber gehe ich im Relationalen Ansatz davon aus, dass wir im Sinne von Sokrates „nicht wissen“ (also nie endgültige wissen): dass wir also gute Lethologen sind, sogenannte Meister des Nichtwissens (vgl. von Foerster und Bröcker, 2002).

Warum der Einfachheit halber?
Nun, weil es meiner Erfahrung nach immer einfacher ist, nach neuen Möglichkeiten zu suchen und das Leben zu gestalten, als darauf zu warten, dass jemand anders das „Richtige“ für uns tut (das ist meist ein „Warten auf Godot“…).
Denn wir haben es überall dort, wo Menschen im Spiel sind (also in praktisch allen Bereichen des Lebens: im Job, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft, in Schulen, in Städten und Staaten, in Nachbarschaften, in der Familie und Partnerschaft, in Freundessystemen, ja selbst im Kegelverein) mit so genannten „nicht trivialen Systemen“ (von Foerster, 1993) zu tun, die meiner Erfahrung nach in deren Verhalten nicht kalkulierbar sind (auch wenn wir immer so tun, als könnten wir die Zukunft prognostizieren). Diese „Unkalkulierbarkeit“ reicht bis hin zum Wetter, das ebenfalls keiner Statistik mehr zu folgen scheint – vermutlich haben auch hier mehr Menschen, als uns lieb ist, ihre Finger im Spiel: Man denke nur an das zweite „Jahrhunderthochwasser“, das Deutschland und Österreich vor ein paar Jahren nur zehn Jahre nach dem vorherigen heimgesucht hat, oder an zwei Tsunami in Thailand und Japan binnen weniger Jahre – auch hier stimmen viele Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Prognosen einfach nicht mehr, und das Einzige, worauf wir uns vor diesem Hintergrund verlassen können, scheint zu sein, dass wir uns besser auf gar nichts verlassen sollten.

Daher ist die blinde Befolgung von „Wenn-dann-Rezepten“, wie wir sie landauf, landab in praktisch allen Fachbüchern erleben (immer nach dem Motto „Tu dies“) meines Erachtens mit großer Vorsicht zu genießen.

Worauf ich Sie einlade?
Nun, Sie werden es wahrscheinlich bereits ahnen: Sich auf alles Mögliche einzulassen, das dem Coachee möglich erscheint – und für ihn ein „richtig gutes Leben“ ausmacht. Probieren Sie es mal aus…

 

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