DIE 10 HÄUFIGSTEN FRAGEN ZUM RELATIONALEN COACHING

DIE 10 HÄUFIGSTEN FRAGEN ZUM RELATIONALEN COACHING

Ja, Relationales Coaching ist grundlegend anders. Aber worin liegen konkret die Unterschiede – oder sind diese so groß, dass es wirkt, als würde man einen Betonbau mit einem Pfau vergleichen? Wie lange dauert es? Wie erfolgreich ist es? Welche Voraussetzungen brauchen wir, um Relationales Coaching zu lernen? Und für welche Themen eignet es sich? Oder eignet es sich für alle Themen und alle Menschen?
Für diesen Artikel habe ich die 10 häufigsten Fragen zum Relationalen Coaching gesammelt und beantworte sie kurz und knapp. Damit Sie wissen, worin der Unterschied besteht, der den Unterschied macht.

In diesem Artikel begeben wir uns auf die Reise in die Relationale Coaching-Philosophie: Wir beginnen bei der am häufigsten gestellten Frage, wieviel Prozent der Relationalen Coachings erfolgreich sind – eine Frage, die mich vor einigen Jahren noch verwirrt hat, denn was sollte denn ein Coaching sonst sein, als erfolgreich? Und wir spannen den breiten Bogen bis hin zur unermüdlichen Frage aus der klassischen Coaching-Brille, „Und: Sollten Führungskräfte jetzt coachen oder nicht?“

 

1. WIEVIEL PROZENT DER RELATIONALEN COACHINGS SIND ERFOLGREICH?

100%. Es darf einfach kein Coaching geben, in dem der Coachee aus dem Coaching geht, ohne dass er die neue, optimale Zukunft erarbeitet hat, diese bereits zu leben begonnen hat, und richtig glücklich ist. Das lässt sich auch ganz einfach erklären: Relationales Coaching ist eine Beratung ohne Ratschlag. Das bedeutet, der Coachee formt mit Hilfe der Relationalen Coaching-Fragen und -Instrumente jene Zukunft, die er wirklich gerne leben möchte. Und die am Ende so plastisch sein muss, dass der Coachee sich darin konkret sieht und weiß, wie er sie lebt. Und dann lebt er sie.

 

Foto: StartupStockPhotos for Pixabay

 

 

2. WELCHE VORAUSSETZUNGEN/ERFAHRUNGEN BRAUCHT MAN, UM ES ZU LERNEN?

Keine – außer wahrscheinlich, so wenig inhaltliche Erfahrung wie möglich zu haben, so wenig Neugierde wie möglich und so viel „Keine Ahnung, was gut ist“-Haltung wie möglich. Ich gehe davon aus, dass wirklich jeder Relationales Coaching lernen kann und vom ersten Moment der Ausbildung in der Praxis erfolgreich zu coachen beginnt. Und von Beginn weg hat jeder meiner Relationalen Coaching-TeilnehmerInnen 100% Coaching-Erfolg. Da es im Relationalen Coaching keinesfalls darum geht, „eigene Erfahrungen weiterzugeben“, sondern vielmehr, mit ganz besonderen Fragen ein gnadenlos guter „Reporter zur optimalen Zukunft des Coachees zu sein“ und dem anderen zu ermöglichen, selbst persönliche Lösungen zu entwickeln, sollte der Relationale Coach richtig gut in Relationalen Fragen und Instrumenten sein. Es spielt übrigens meiner Erfahrung nach keine Rolle, wie alt der Coach ist: Ich hatte unter meinen TeilnehmerInnen ebenso 17-jährige wie auch über 70-jährige. Voraussetzung ist meiner Erfahrung nach hauptsächlich das Interesse an der Arbeit mit Menschen an deren richtig guten Zukunft.

 

3. WO IST IM RELATIONALEN COACHING DIE GRENZE ZUR THERAPIE?

Es gibt keine. Als Coach überlegen sich meine TeilnehmerInnen in jedem konkreten Fall, ob sie den Auftrag, den sie in den ersten Minuten des Coachings erarbeitet haben, annehmen wollen/annehmen glauben zu können. Ich habe auch sehr viele KundInnen, die mit gesundheitlichen Problemen, persönlich-seelischen Themen oder Paarthemen zu mir kommen.

 

4. FÜR WELCHE THEMEN UND COACHEES EIGNET SICH RELATIONALES COACHING?

Für alle Themen – was immer Menschen zu einem Coach bringt – eignet sich Relationales Coaching. Und das müssen bei weitem nicht immer Probleme sein. Es kann auch sein, dass ein Coachee ein erfolgreiches Vorhaben plant, einen neuen Markt erschließen oder einen passenden Partner kennenlernen will. Insofern eignen sich alle Coachees für Relationales Coaching, die wirklich eine gute Zukunft erarbeiten wollen und irgendwo zwischen 3 und 99 Jahren alt sind. Viele unserer TeilnehmerInnen wenden Relationales Coaching für die Beziehung mit ihren Kindern genauso an, wie für die Arbeit mit ihren Alzheimer-Angehörigen oder -Pfleglingen, für die ärztliche Begleitung, die Beratung von Managern und Führungskräften, die Führung von Mitarbeitern, aber auch in der Hilfe für Freunde, den eigenen Partner und wen auch immer.

 

5. WIE BRINGT MAN DEN COACHEE IM RELATIONALEN COACHING AUS SEINER PROBLEMSICHT HERAUS?

Das passiert im Relationalen Coaching spätestens nach 3 Minuten mit der Frage, „Wer wollen Sie denn in Zukunft optimalerweise sein, wie wollen Sie sich beschreiben?“. Das bedeutet, das gesamte Relationale Coaching spielt sich praktisch ausschließlich in der optimalen Zukunft des Coachees ab: Wir arbeiten nicht an der Diagnose der Vergangenheit und auch nicht an der Diagnose/dem Verständnis der Gegenwart des Coachees. Wir müssen eigentlich gar nicht wissen, worum es geht. Denn das Relationale Coaching dreht sich nur um die Arbeit an der Person des Coachees in seiner optimalen Zukunft (in der Zukunft! Und: an seiner Person, nicht an seinem Handeln) – und diese optimale Zukunft hat meiner Erfahrung nach niemals etwas mit seiner (nicht erwünschten) Gegenwart oder Vergangenheit zu tun.

Ebenso wie es uns nicht einfallen würde, die Vorteile eines Lebens in Berlin herauszuarbeiten, wenn jemand in Zukunft in Zürich leben möchte, macht es aus Relationaler Sicht keinen Sinn, „aus Vergangenheit und Gegenwart eine Zukunft zu gestalten“. Denn aus Berlin wird nicht Zürich. Berlin und Zürich sind zwei verschiedene Welten. Und so betrachten wir auch die Vergangenheit/Gegenwart im Unterschied zur optimalen Zukunft des Coachees.

 

6. UND WIE SIEHT ES MIT „ZWEITBESTEN LÖSUNGEN“ AUS?

Ich weiß, dass die „zweitbesten Lösungen“ im klassischen Coaching eine große Rolle spielen. Das typische Problem des „Familienvaters mit zwei Kindern, der sich jobmäßig nach der Decke strecken muss“ ist ein beliebtes Beispiel dafür. Für das Relationale Coaching spielt es keine Rolle, in welcher Zwickmühle sich jemand aktuell wähnt - die Frage ist und bleibt gnadenlos: „Wie beschreiben Sie sich optimalerweise in Zukunft?“, und welche Antwort auch immer hier kommt: Das kann sich unser Coachee vorstellen. Das passt für ihn. Das arbeiten wir aus. Und das wird er auch leben (können).

 

7. WIE VIELE COACHING-EINHEITEN BRAUCHT MAN IM DURCHSCHNITT FÜR DEN COACHING-ERFOLG?

Eine einzige. Nicht mehr. Niemals mehr! Relationales Coaching wird nicht auf mehrere Male aufgeteilt, sondern die Komplettlösung immer unter einem erarbeitet. Das dauert manchmal bis zu 2 oder 3 Stunden. Fertig ist das

Coaching dann, wenn der Coachee seine ganz persönliche Zukunft zu leben begonnen hat. Und, ja, von TherapeutInnen und SupervisorInnen kommt dann immer die Frage, „Wie gestalte ich meine 50-Minuten-Takt- Einheiten?“ „Nun“, lautet meine Antwort, und ich weiß, sie ist recht trocken, „das überlasse ich Ihnen. Wenn Sie unbedingt aus einem Coaching eine analytische Therapie machen wollen, dann ist das Ihre Entscheidung. Und wenn Sie die Lösungszeit Ihres Coachees an Ihren Stundenplan anpassen wollen, wünsche ich Ihnen viel Glück, denn das werden Sie brauchen. Damit habe ich keine gute Erfahrung gemacht.“

Warum habe ich damit keine gute Erfahrung gemacht?
Weil wir meines Erachtens auf viertel- oder halber Strecke nicht gut auf das „nächste Mal“ vertrösten können: Die Menschen haben nämlich stets die unangenehme Eigenschaft, weiterzudenken. Das heißt, sie sind bei Ihrer nächsten „Coaching-Einheit“gedanklich schon wieder ganz woanders. Und so fangen Sie in jeder Coaching- Einheit wieder irgendwo von vorn an. Das bringt zwar viele verkaufbare Stunden für den Coach (solange die Kunden das nicht merken, aber das halte ich für unredlich), ist aber meiner Erfahrung nach sehr unproduktiv – außer Sie wollen Ihre Einheiten nutzen, um Ihren Kunden etwas anzutrainieren. Aber dann sprechen wir ja ohnehin nicht mehr von Coaching!

 

8. ABER GEHT ES IM RELATIONALEN COACHING NICHT AUCH UM DIE SCHRITTWEISE VERBESSERUNG RICHTUNG ZIEL?

Nein, ganz und gar nicht! Das ist einer der größten Unterschiede zwischen dem traditionellen und dem Relationalen Coaching!
Anstatt ein Ziel zu gestalten, das irgendwo in der Zukunft liegt und dann schrittweise erreicht wird, geht es im Relationalen Coaching um die Entscheidung für ein neues Leben – ein neues Leben insgesamt, oder ein neues Familienleben, Partnerleben, Führungsleben, Jobleben, Unternehmensleben, Sportleben... der Phantasie des Coachees sind keine Grenzen gesetzt. Im Relationalen Coaching geht es dann „nur“ noch darum, den Coachee in diesem neuen, optimalen Leben so plastisch zu gestalten, dass dieser „sein Neues“ praktisch sofort zu leben beginnt.

 

Foto: Dean Moriarty for Pixabay

 

Denn meine Erfahrung zeigt mir – um ein Bild zu bedienen – dass der Olympiasportler, der jeden Tag ein Leben „auf Platz 1“ führt, wesentlich verlässlicher seine guten Ergebnisse sichert, als jemand, der „in einem Jahr auf Platz 1 sein will“ (und dafür einen Entwicklungsplan gestaltet, der vielleicht nach wenigen Wochen seine Gültigkeit verliert, etwa wenn neue Mitbewerber in sein Leben treten).

Ähnlich erlebe ich es beim Coachee: Wer sich für ein neues Führungsleben unter bestimmten Gesichtspunkten entscheidet, sich in diesem neuen Führungsleben neu erfindet und dieses ab sofort komplett lebt, verändert buchstäblich über Nacht seine Welt und wird durch Wiederholung und Üben des Neuen darin immer besser. Das „Sich neu erfinden im neuen Führungsleben“ passiert im Relationalen Coaching. Das „immer besser Werden“ kann der Coachee selbst machen, oder dafür eine Relationale Begleitung in Anspruch nehmen, die ich neben dem Relationalen Coaching entwickelt habe (Radatz, 2018).

 

9. HAT RELATIONALES COACHING EIGENE COACHING-WERKZEUGE, ODER ARBEITET ES WIE ANDERE COACHING-SCHULEN MIT ZIRKULÄREN ODER ALLGEMEINEN SYSTEMISCHEN FRAGEN?

Ja, natürlich braucht Relationales Coaching ganz andere Instrumente und auch Fragestellungen als z.B. das systemische Coaching, denn es ist der einzige Coaching-Ansatz, in dem es um die Neuerfindung der Persönlichkeit des Coachees in der Zukunft geht.
Instrumente wie der Relationale Rollenwechsel, die Relationale Subjektivierung, die Pyramide der Perspektiven, die Nutzung des virtuellen Experten und viele mehr passen zur Relationalen Coaching-Philosophie – und eben nur dorthin.

Am ähnlichsten ist das Relationale Coaching vielleicht noch Steve de Shazers lösungsfokussiertem Coaching, doch wenn wir genauer hinsehen, entdecken wir, dass auch der lösungsfokussierte Ansatz sich vorrangig dem morgigen neuen „TUN“ widmet, während sich im Relationalen Coaching alles um das optimale „SEIN“ ab morgen dreht. Warum ist mir dieser scheinbar kleine Unterschied so wichtig? Nun, weil ich erlebe, dass das neue SEIN eine neue Persönlichkeit und damit mehr Verbindlichkeit schafft, aber auch mehr Nachhaltigkeit: Wenn ich mich für eine neue Persönlichkeit entscheide, habe ich ein anderes Leben. Wenn ich mich hingegen für ein neues Tun entscheide, kann meine alte Persönlichkeit davon unbetroffen bleiben – ja, sogar mit meinem neuen Tun in Konflikt geraten. Dann sind wir wieder ganz schnell bei den Neujahrsvorsätzen: Ich will, aber ich kann nicht...

 

10. KÖNNENAUCHFÜHRUNGSKRÄFTERELATIONALCOACHEN?

Die ewige Frage, welche die meisten Coaching-Ansätze vor echte Herausforderungen stellt!
Hier die einfache Antwort aus Relationaler Sicht: Wenn Relationales Coaching bedeutet, dass jemand mit einem Thema zu Ihnen kommt und Sie bittet, mit ihm eine Lösung zu erarbeiten, dann KÖNNEN Führungskräfte coachen, MÜSSEN aber nicht. Denn Mitarbeiter kommen nicht selten mit Themen, welche für die Leistungserzielung aus Sicht der Führungskraft überhaupt nicht wichtig sind – und daher unter „nice to have“ fallen.
Was aber Führungskräfte unbedingt sollten – und da führt meines Erachtens kein Weg daran vorbei – ist Mitarbeiter laufend zu begleiten. Diese Sonderform des Relationalen Coachings, die ich 2013 entwickelt habe und die sowohl von Führungskräften als auch Eltern, Lehrern, Beratern und Coaches, aber auch von HR- Verantwortlichen sehr erfolgreich angewendet wird, sichert, dass der andere (der Mitarbeiter, der Schüler, das Kind, der Kunde) laufend die vorgesehenen Erwartungen erfüllt. Das bedeutet: Nach einem ersten Coaching- Gespräch zur Definition des Optimalbilds vereinbart der Begleiter laufend Termine, um zu sichern, dass der Coachee (jetzt: der Begleitete) auch unter sehr dynamischen Bedingungen immer weiter sein „Soll“ erfüllt bzw. „on track“, also am richtigen Weg bleibt.
Und diese Methodik erzeugte geradezu einen Hype bei unseren WeiterbildungsteilnehmerInnen der letzten Jahre und avancierte damit zur beliebtesten Relationalen Methodik neben der Relationalen Subjektivierung (Radatz, 2018).

Radatz, S. (2018, 3. Auflage): Einfach beraten. Wien: 2018.

 

Dr. Sonja Radatz bietet Ausbildungen zum Relationalen Coach auf Deutsch und Englisch in Live-Online- Lehrgängen und als Präsenzlehrgang am IRBW Wien im Schloss Schönbrunn an.

 

Danach können Sie garantiert in der Praxis Relational coachen und begleiten – in allen nur erdenklichen Situationen. Selbstverständlich gibt es auch Einsteiger-, Schnupper- und Upgrade-Seminar sowie den Master Course. ANSEHEN

 

Ihr neuestes Coaching-Standardwerk „Einfach beraten“ erschien bereits nach 2 Jahren in der 3. Auflage und kann – ebenso wie die ergänzende Relationale Coaching-Toolbox mit weiteren 100 Tool-Kärtchen – versandkostenfrei im IRBW Onlineshop bestellt werden. ANSEHEN

 

Dr. Sonja Radatz
begründete vor mehr als 20 Jahren die Relationale Philosophie als zukunftsgestaltende Theorie und Praxis und verfasste bis dato 19 Bücher dazu. Die Beraterin und Keynote-Speakerin begleitet GeschäftsführerInnen und Vorstände sowie internationale Konzerne auf deren erfolgreichem Weg. Sie ist Herausgeberin der Zeitschrift LO Lernende Organisation und führt das IRBW Institut für Relationale Beratung und Weiterbildung im Schloss Schönbrunn in Wien. 2020 gründete sie gemeinsam mit Max Zalesskiy die Mind Changer Academy www.mind-changer.net .
2003 wurde ihr der Deutsche Preis für Gesellschafts- und Organisationskybernetik in Berlin für ihr Lebenswerk verliehen.

Kommentare

  1. Edgar Falkner-Groier Edgar Falkner-Groier

    Relationales Coaching erinnert stark an Viktor E. Frankls Logotherapie und Existenzanalyse. Auch dort ist der Blick in die Vergangenheit (= Unfreiheit) kein Gegenstand. Vielmehr geht es um die Frage: "Wer möchte ich SEIN?" Es ist dies eine Frage in die Zukunft hinein, eine Frage nach meiner Verantwortung, eine Frage nach meiner Persönlichkeit, aus der heraus ich handeln und mein Leben gestalten werde.
    Wie sagt schon die Bibel? Wer zurück (= Vergangenheit) blickt, erstarrt zur Salzsäule.

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